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Neudorf in Oberschlesien (Kreis Leobschütz)

Dieser Ort führt seit jeher den deutschen Namen Neudorf. Es ist anzunehmen, dass er erst als reindeutsche Siedlung entstand. 1351 bezog der Heinkonvent in Leobschütz vom Gute Neudorf für die "neun weiblichen Religiosen" Unterhaltsmittel. Von jeher gehörten die Güter Badewitz und Neudorf ein und demselben Besitzer und blieben beieinander, bis die Gemeinde Neudorf im Jahre 1772 vom damaligen Gutsherrn Landrat Johann von Eike das dortige Gut erwarb. Von dem Badewitzer Gute entstanden die Neudorfer Bauern unter dem Besitzer Anton Forni im Jahre 1811 den Schäferwald, der südlich von Neudorf lag. Das Schloß erwarb 1781 die dortige katholische Kirchengemeinde. Sie trug es bis auf einen Teil des unteren Mauerwerks ab und errichtete auf diesem die heutige Kirche.

Im Jahre 1723 gab es in Neudorf ein Gut von 33 Maltern 3 Scheffeln (=200 ha), 2 Mühlen (die Klappenmühle und die Patenmühle), 1 Betscholzen, 18 Bauern, 7 Viertelbauern und 11 Dreschgärtner.1783 zählte man ebensoviel Bauern, 33 Gärtner und 45 Häusler. Gegenwärtig sind 17 Bauern, 46 Gärtner und 31 Häusler vorhanden. Die Neudorfer Feldmark umfasst im ganzem 658 ha. Die Zusammenlegung der Äcker erfolgte 1888. Die Einwohnerzahl betrug 1783 354, 1855 531 und 1910 519 Personen.

Die Chausseeverbindung über Wernersdorf hat die Gemeinde seit 1901. Im Jahre 1893 wurde die Straße durchs Dorf neu chauffiert und die an den Seiten hinführenden Fußwege gepflastert. Die Post wird von Badewitz aus bestellt. Seit 1888 besteht am Orte eine Posthilfsstelle und seit 1902 auch eine Fernsprechstelle. Der Bahnhof Wernersdorf ist 2,5 km von Neudorf entfernt. Die freiwillige Feuerwehr wurde 1899 und die Spar- und Darlehnskasse 1895 gegründet. Von gewerblichen Anlagen sind nur die beiden schon erwähnten Wassermühlen vorhanden. Die im Jahre 1865 erbaute holländische Windmühle brannte 1875 nieder und wurde nicht wieder aufgebaut. Die Patenmühle soll von einem der Gutsherren als Patengeschenk in Privatbesitz übergegangen sein. In seiner Nähe lag das Patenvorwerk. Das Gemeindesiegel enthält eine Pflugschar und eine Sense.

Auf dem Felde östlich vom Dorfe befindet sich ein Steinbruch, der zur Dorfpflasterung in den Jahren 1864 - 1868 die Steine lieferte. Da das Gestein von geringer Güte ist und sehr tief liegt, ließ man den Bruch wieder eingehen. Die zur Zeit etwa nötigen Steine holt man aus den Sauerwitzer und Soppauer Steinbrüchen.

Einige Flurnamen will ich noch erwähnen. Der Wiesengrund auf Badewitz zu führt die Bezeichnung Schneckerei. Hier sollen die Gutsherren von Schneckenhaus seinerzeit die Weinbergschnecke gezüchtet haben, die dort auch heute noch vereinzelt vorkommt. Die Trischäcker am Wege nach Leobschütz sind ehemaliges Weideland (siehe Heft 1, Seite 55). In der Nähe der Trischäcker wurde 1603 der Besitzer von Wannowitz und Hohndorf, Kasper Strzela, von seinem Diener ermordet. Die Sturmäcker südlich vom Dorfe erwarben die Bauern vom Justitiarius Sturm. Der Nickelsgrund an der südlichen Grenze der Feldmark ist nach dem ums Jahr 1770 dort tot aufgefunden Handelsmann Grünnickel so benannt.

Kirchliches

Neudorf ist eine Tochterkirche der Pfarrei Badewitz. Bis 1781 befand sich in der Mitte des Dorfes ein kleines Holzkirchlein, von dem im Jahre 1672 erwähnt wird, dass es dem Einsturz nahe sei. An seiner Stelle liegt der heutige Kretcham. 1781 erwarb die katholische Kirchengemeinde das alte Schloß, brach es ab und errichtete, wie bereits erwähnt, auf den Grundmauern über den bis jetzt noch vorhandenen Kellerräumen das heutige Gotteshaus. 1851 beschädigte ein Blitzstrahl den Turm, so das er erneuert werden mußte. Die 1872 gesprungene Glocke wurde 1873 in Gnadenfeld umgegossen. 1879 ließ die Gemeinde das Mauerwerk erhöhen, ein neues Schifferdach aufsetzen und den Turm mit einem Blitzableiter versehen. Ein neue Orgel wurde 1888 aufgestellt. Das neue Altarbild, "Allerheiligen", ist von Klink in Babitz gemalt. Ein besonderer Choraufgang, der durch ein Treppenhaus führt, besteht seit 1900. Im Jahre 1901 lieferte der Kunsttischler Ondrusch in Leobschütz einen neuen Hochaltar für 2.600 Mark. Die Kanzel wurde 1911 neu erbaut. Die Seitenaltäre sind der schmerzhaften Mutter Gottes und dem heiligen Johannes Rep. zu Ehren errichtet. Gottesdienst findet allwöchentlich Sonntag, Dienstag und Freitag statt.

Von den zur Zeit vorhandenen 519 Einwohnern sind 136 evangelischen Bekenntnisses. Diese gehören zur evangelischen Pfarrgemeinde Leobschütz. Die Verstorbenen werden jedoch auf dem katholischen Friedhof am Ort beerdigt.

Von der Schule

Bis 1797 war Neudorf nach Badewitz eingeschult. Die Kinder besuchten jedoch, wohl der Entfernung wegen, nicht jene Schule, sondern gingen am Orte selbst zu einem Johann Riedel, der in der Mitte des Dorfes ein kleines Häuschen bewohnte, in den Unterricht. Er besaß selbst nur mangelhafte Kenntnisse und beschränkte sich hauptsächlich darauf, den Kindern das Lesen der Druckschrift beizubringen. Die evangelischen Kinder genossen bei einem Dorfinsassen ihres Glaubens einen ebenso mangelhaften Unterricht. 1797 errichtete die katholische Gemeinde beim Abbruch des Schlosses in der Nähe der Kirche, am südwestlichen Ende des Dorfes, ein kleines Schulhaus. Im Jahre 1817 zählte die Schule schon 60 Kinder, darunter etwa 12 evangelische. Das Schulzimmer war nun zu klein. Die Gemeinde baute im genannten Jahre für die Schulpflichtigen beider Bekenntnisse ein gemeinsames Schulhaus. Die Wände wurden gemauert, das Dach aus Stroh hergestellt. 1865 richtete man für die evangelischen Kinder gesonderten Unterricht in dem Hause des Johann Kaul ein. Zum Bau des evangelischen Schulhauses kam es jedoch erst im Jahre 1873. Es liegt am nordwestlichen Ende des Dorfes an der Straße nach Leobschütz und enthält ein Schulzimmer und die Wohnung für den Lehrer. 1883 wurde auch das katholische Schulhaus neu errichtet. Die Zeit der katholischen Schulkinder beträgt zur Zeit 63, die der evangelischen 22.

An Grundstücken besitzt die katholische Schule 1,75 ha, die evangelische 1,03 ha. An der katholischen Schule wirkten bisher : Schmidt 1797 - 1810, Jessel 1810 - 1814, Schindler 1814 - 1817, Johann Schmidt 1817 - 1835, Joseph Proske 1835 - 1877, Anton Kluger 1878 bis heute.

Das Amt eines Schulinspektors der katholischen Schule bekleidete der Pfarrer von Badewitz bis 1873, der Anbauer Alois Baier in Badewitz 1873 - 1879, der königliche Kreisschulinspektor 1879 bis heute.

An der evangelischen Schule waren bisher folgende Lehrer tätig : Paul Deckert 1865 - 1866, Samuel Manwald 1866 - 1867, Wilhelm Otte 1867 - 1871, Eugen Bürgel 1871 - 1877, Johann Irmer 1877 - 1880, Gottlieb Mosler 1880 bis heute. Die Ortsschulaufsicht über diese Schule führt der zuständige Pastor.

(Aktualisiert am : 01.10.2004)